11/25/2010

… and no-one knows where you've gone to



in the pagan night.

Peter Hammill, Sign - lyrics taken from Sofa Sound

Wrong drink to order...

suspicion grows.

Strong situation....

Oh, no-one knows where you've gone to in the pagan night

and the neon reflections spread cadmium white.

You came here looking for something

but this wasn't it, quite.

Hey, take a Polaroid,

exit,

and well you might.

Sign the picture, get out of the frame;

sign the picture, and throw it away.

Sign the picture, sign the picture,

throw the picture away.

Now she turns her attention

and her camera on you:

this could be all of the moments

that you'll ever live through.

Oh, but your heart beats the rhythm of primeval tattoo...

I hear you make your excuses

as you usually do.

Sign the picture, get out of the frame;

sign the picture, and throw it away;

Sign the picture, sign the picture,

throw the picture away...

... although it's going to come back.

You've got a certain knack

of making of such things

auspicious signs.

The song should be heard in the live version mentioned below.

If one took the 'you' in the song as a 'me' it might enlighten why there needs to be silence and darkness in the blog at certain periods of time. Maybe not a 'pagan' night, just silence and black.

11/24/2010

Time for some text: Zauberflöte / Magic Flute






In der Zauberflöte gibt es früh eine kleine Liebesgeschichte: die zwischen Papageno und Pamina, vermittelt durch Papagenos Zauberglöckchen.
Als 'höhere Tochter' vertritt Pamina längst das bürgerliche 'Gesetz', als in Papageno der pure Wunsch durchbricht:

"P_a: Armer Mann! Du hast noch kein Weib?
P_o: Noch nicht einmal ein Mädchen, viel weniger ein Weib! – Ja, das ist betrübt! – Und unsereins hat auch manchmal seine lustigen Stunden, wo man gern ...
P_a: Papageno!
P_o: ... gesellschaftliche Unterhaltung haben möchte."

Aber wie vertritt Pamina den Anstand? Sie unterbricht so, dass man sieht, dass sie sich genau auskennt ...
Das ist nicht gesungen, da hat im Theater auf der Wieden jede/r jedes Wort verstanden – ich kann mir vorstellen, dass der Saal getobt hat. Nun mussten die Standespersonen im Publikum aber rasch versöhnt werden; ich spreche da weniger vom Adel, der sowieso 'unmoralisch' war (war das eigentlich in Wien auch so? Sicher, sonst gäbe es nicht die Verquickung von Adelswillkür mit ‚Unmoral‘ im Don Giovanni), sondern vom gezügelten Großbürgertum.
Zu diesem Zweck folgt nun das wunderbare Duett Pamina – Papageno, "Bei Männern welche Liebe fühlen", ein Hohelied auf die bürgerliche Zweierbeziehung in glückender Version:
"Mann und Weib, und Weib und Mann, reichen an die Gottheit an."

Später, als unsere zwei HeldInnen von Monostatos geschnappt werden, bringen die Zauberglöckchen den bösen Wunsch des Mohren zum Tanzen: "Das klinget so herrlich ...", der Wunsch ist/wird in der Musik sublimiert, so dass es nichts wird mit der Verwirklichung von Monostatos' Vergewaltigungsphantasie.

Letztlich ist Monostatos ein armes Schwein: "Alles fühlt der Liebe Freuden ... und ich soll die Liebe meiden, weil ein Schwarzer hässlich ist." Es ist kein Zufall, dass Mozart ihn als Tenor anlegt, der ist kein per se 'Böser', der ist dazu gemacht worden.

Sarastro hingegen ist ein prototypischer Arsch. Er faselt ('tschuldigung: singt 'erhaben') etwas von "… kennt man die Rache nicht" und endet mit "... verdienet nicht ein Mensch zu sein".
Er lässt Monostatos auspeitschen; naja, der Schwarze ist ja auch aus der Dritten Welt, wozu also sollten wir mit dem edel umgehen?

Und doch vertritt Sarastro ein, vielleicht gar das Gesetz.

Vorerst vertritt er allerdings ein ganz bestimmtes, eher trauriges Gesetz:
Nämlich, wie man sich "vor Weibertücken" bewahre: "manch weiser Mann ließ sich berücken ... Tod und Verzweiflung war sein Los". Was Mozart von dieser 'Weisheit' hält, sagt die Musik sehr deutlich. – Mozart hat übrigens dieses 'Tod und Verzweiflung war sein Los' gelegentlich ganz spielerisch privat verwendet; als Blödelei, und dies zu einer Zeit, wo es ihm ganz und gar nicht mehr gut ging.

Papageno ist später der einzige, der versteht, wie die 'Prüfung' Taminos zum sadistischen Spiel mit/gegen Pamina wird – Tamino 'muss' ja schweigen und winkt die erwartungsvoll-verliebte Pamina fort; was soll sie denken, als: "...fühlst du [Tamino] nicht der Liebe Sehnen, so wird Ruhe im Tode sein."
Darauf Papageno, der sich scheinbar nicht beim Essen hat stören lassen:
"Nicht wahr, Tamino, ich kann auch schweigen. – Ja, bei so einem Unternehmen, da bin ich ein Mann." Auch er unternimmt nichts gegen das böse Spiel, er begreift jedoch zumindest, worauf es bei dieser Art 'Männlichkeit' ankommt.
Und mancher denkt an Alice Miller, die meinte, dem gequält-missbrauchten Kind könnte ein teilnehmender Blick das Leben retten, ein Blick der ihm sagt, dass die Qual nicht das ganze Leben ist.

In der diesem Text zugrunde liegenden Aufnahme (Salzburger Festspiele 1980, Dirigent James Levine, Wr. Philharmoniker, Regie Jean-Pierre Ponnelle) kommt das unheimlich gut raus, auch das schlechte Gewissen Papagenos hinterher. Christian Boesch als Papageno ist ein ganz toller 'Sprechspieler'.

'Tod und Verzweiflung' sind in Wahrheit das Los der Frau, wenn es nach den Regeln der Eingeweihten geht. – Den ganz Ophelia-mäßigen Selbstmord der Pamina (Schikaneder hat Hamlet gespielt – und Papageno; er musste also wissen, was für Anspielungen er da einsetzte) können die Drei Knaben verhindern; diese drei sympathischen Burschen, von denen man wirklich nicht weiß, wohin sie eigentlich gehören; zur Königin der Nacht, zu Sarastro?
Sicher aber stehen sie auf der Seite des Lebens – und sie können fliegen

Wo ist eigentlich der in der Kritik so oft beschworene Bruch in der Oper? Am Anfang ist die Königin der Nacht die 'Gute', das relativiert sich, sobald wir in Sarastros Kreise eintreten. Pamina hat es sicher nicht geschadet, einmal von der overprotective allein erziehenden Mutter wegzukommen; von der Mutter, die ja noch dazu ihre Tochter dazu missbrauchen will, ihr eigenes Machtsüppchen zu kochen.
Pamina lernt nach der Entführung durch Sarastro etwas Neues kennen, ihren eigenen Wunsch, bedrohliche Sexualität in der Begegnung mit Monostatos – und sie lernt, dass Männer ganz schöne Ärsche sein können, selbst wenn sie 'eigentlich' liebenswert sind, wie Tamino.

Eins ist klar, das haben die männerbündlerischen Freimaurer im Publikum sicher übel vermerkt: die letzte Prüfung müssen Pamina und Tamino miteinander bestehen; damit ist die Regel der Eingeweihten gebrochen – und die Möglichkeit zu Gemeinsamkeit zwischen Mann und Frau geschaffen.
Ist Pamina damit auch eine Eingeweihte? Kann uns eigentlich egal sein; ich vermute, das war es Mozart auch.

Aber noch hat das mobile suicide prevention unit Drei Knaben zu tun: Papageno, der einzige, der unter den Männern sich selbst treu geblieben ist – fressen, saufen, Sehnsucht und dabei noch etwas/jemanden wahrnehmen, statt sich an 'eingeweihtes' Regelwerk zu halten – zuckt aus: Strick und Baum sind schon bereit, "Gute Nacht, du falsche Welt! Weil du böse an mir handelst, mir kein schönes Weib zubandelst, so ists aus, so sterbe ich." Vor lauter Verzweiflung hat er dazu auf seiner Hirtenflöte gespielt und seine Zauberglöckchen vergessen, an die ihn die Drei Knaben nun erinnern. Schon klappt's mit Papagena.
Manchmal kann es so einfach sein, aber etwas dafür tun muss man doch.

Papageno ist schon einmal 'geholfen' worden: in der 'Halbzeit' der Prüfungen, in einem "Saal mit vielen Türen" ruft er nur noch panisch nach Tamino; er will sich davonmachen, da sind aber Regisseur Ponnelle (ruft "Zurück!", Feuer schlägt zur Tür heraus) und Dirigent Levine (ebenfalls "Zurück!", ohne Feuer vom Pult) vor (hätte ich das gerne gesehen: dieser Bruch der Vierten Wand!); drücken gilt nicht, für Papageno ist das eine echte, mythische Prüfung, ganz ausserhalb 'eingeweihten' Regelwerks.
Ich find's schön an der Inszenierung, dass dieser sympathische Charakter, der hier berechtigterweise am meisten punktet, auch Hilfe von denen bekommt, die ihn 'gemacht haben'. Er hat ja zumindest eine 'männliche' Qualität; er steht zu sich, mit all seinen Schwächen. Tamino ruft einmal "Sei ein Mann!", und Papageno darauf, schlicht und ergreifend: "Ich wollt, ich wär ein Mädchen!"
Nur reicht dies allein eben nicht. Er muss noch was tun, damit's klappt mit Papagena und dem guten, erwachsenen Leben.

Hier sind drei Liebesgeschichten abgeschlossen, ja drei, wir haben mit der von Papageno und Pamina angefangen, die unproblematisch war, weil die beiden nichts voneinander wollten.
Sie wollten und konnten miteinander und mit den Zauberglöckchen die Liebe in Erwartung feiern und einmal einen wirklichen Schrecken bannen, ohne damit die Liebe oder Monostatos und seine Gehilfen zu denunzieren. Hier entfalten die Zauberglöckchen eine freundlich-mythische Kraft; haben sie anfangs die Tiere des Waldes angelockt, so bringen sie jetzt die destruktiv gewordene Liebe des Mohren zum Tanzen; was für ein Gegensatz zur faden Zauberflöte des selbst auch etwas faden Tamino, die nur die Löwen des Sarastro vertreiben kann ...

Und dann gibt's noch ein 'politisches' Finale der Oper: den Putschversuch von Monostatos und Königin der Nacht gegen Sarastro, der mit Isis' und Osiris' Hilfe abgewehrt wird.
Nur, wenn man diese politische Geschichte völlig mit der der Beziehungen identifiziert, wird man glauben, die ganze Oper hätte einen Bruch in der Logik.
Die Tochter muss sich von der Mutter lösen, der Sohn das non / den nom du père akzeptieren, sonst wird das nichts.
Kein generelles Problem – für Pamina jedoch ein lebensbedrohliches –, wenn dieses Gesetz von Arschlöchern vertreten wird, die auf edle Lichtgestalten machen.

Da oben steht Bloggers ‚Vatergeschichte‘: das Gesetz ist desavouiert durch den, der es zu vertreten hat – und dies eigentlich gar nicht will, weil er selber ‚Kind‘ sein möchte: das hat er in seiner Kunst dann sein dürfen (Bloggers Vater nämlich, von Sarastros weiterem Lebensweg brauchen wir nicht wirklich etwas zu wissen), nach unendlich viel Arbeit und Akzeptieren des Gesetzes.

Nun ist dieser bürgerlichen Geschichte noch ein mythischer Anklang an die Ablösung des Matriarchats durch das Patriarchat aufgesetzt. Umso bühnenwirksamer zu realisieren, das Ganze, mit all dem Zauber, Flug, Blitz und Donner, und das wollen wir ja schließlich – ich jedenfalls; die Zauberflöte war nicht umsonst die erste Oper meines Lebens, und das im besonders zauberhaften Salzburger Marionettentheater.
Schikaneder brauchte den Zauber auch für's Geschäft; wozu hätte er sonst die tolle barocke Theatermaschinerie im Freihaustheater gehabt, die sich ja auch rentieren musste.

Wenn ich mich recht erinnere, war mein Schreibanstoß damals, im Mozartjahr 2006, dass ich rausarbeiten wollte, wie die Königin der Nacht musikalisch ‚gewinnt‘, im Gegensatz zum Verlauf der Handlung; dann hab' ich die Oper noch einmal konzentriert gehört und mitgelesen – und es ist etwas ganz anderes rausgekommen, sehr zu meiner Überraschung.

With gratitude for Nikolaus Harnoncourt, Klaus Theweleit (once again), Michael Lederer, and U.S. who might know if she ever reads this.

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the aria
Der Hölle Rache brennt in meinem Herzen

wemo